Bitte nehmen Sie meine Hinweise ernst, ansonsten verzichten Sie auf die Haltung von Koi.
Viele Teichfreunde sind bereits in Besitz eines Gartenteiches und erwägen die Haltung von Koi. Jedoch sind die allermeisten Gartenteiche dafür ungeeignet. Auch wenn im Verwandtenkreis oder beim Nachbarn der Gartenteich mit Koi seit Jahren funktioniert, gilt dies eher für einfache Nachzuchten und Eurokoi.
Bei hochwertigen "genetisch empfindlichen" Japankoi sieht dies jedoch anders aus. Als hochgezüchtetes Rassetier stellt der japanische Koi besondere Ansprüche an seine Umwelt.
In den letzten Jahrzehnten wurden durch züchterische Maßnahmen(Selektionszüchtung) genetische Eigenschaften der Koi verändert(Domestikation). Im Vordergrund standen Körperbau, Wachstum und Hautqualität. Eigenschaften wie Robustheit und Krankheitsanfälligkeit fanden hier keine Berücksichtigung. Nicht nur in Blutlinie und Herkunft, auch in den einzelnen Varietäten und Beschuppungsformen finden sich phänotypische Unterschiede. Folgedessen stellen nicht alle Koi dieselben Ansprüche an ihren Lebensraum. Die Stärke der Immunantwort ist abhängig von der genetischen Konstitution des Koi. Als besonderes Merkmal sei hier die Kältetoleranz genannt.
Deshalb hinkt auch der Vergleich: "Der Koi sei ja nur ein bunter Karpfen".
Auch wenn einige den Kopf schütteln und argumentieren, "Ich habe schon 10 Jahre Koi in meinem 8000L Gartenteich" sollten sich eingestehen, dass gerade hier die häufigsten gesundheitlichen Probleme auftreten und regelmäßig neue Fische in den Teich kommen. Aus echten Koiteichen mit Winterabdeckung und Heizmöglichkeit kennt man diese Probleme eher weniger.
Auch besteht zwischen Überleben und Wohlfühlen ein großer Unterschied. Dies erkennt man oft an der Lebenserwartung der Koi, die in den wenigsten Teichen 25Jahre übersteigt.
Wer sich ein domestiziertes Tier wie einen Koi hält, muß sich im Klaren sein, dass dessen Ansprüche nicht mit denen eines Karpfen gleichzusetzen sind.
Für die Haltung von Koi sollten optimale Bedingungen angestrebt werden und keine Kompromisse! Eine Überwinterung unterhalb 5°C stellt immer einen Kompromiss dar und ist mit einem Risiko für die Gesundheit der Koi verbunden. Der provozierte Farbverlust zeigt sich oft viel später und zu niedrige Temperaturen werden dann nicht mehr als Ursache erkannt. Das gleiche gilt für gesundheitliche Probleme im Frühjahr, stark geschwächte Fische und Hochkonjunktur für malachit- und formalinhaltige Behandlungsmittel sind Folge dessen.
Informieren Sie sich im Vorfeld über die Ansprüche von Koi, bauen ERST einen koigerechten Teich und kaufen DANN die Koi. Lesen Sie Fachliteratur, melden sich in diversen Koiforen an und suchen Sie so Kontakt zu erfahrenen Koihaltern. Oft bietet sich die Möglichkeit deren Teiche zu besichtigen, hier wichtige Ratschläge zu beherzigen und Zusammenhänge in Wasserchemie und Filtertechnik besser zu verstehen.
Ansprüche an einen Koiteich:
Eine möglichst kleine Teichoberfläche wählen, die Auskühlung zwischen Tag und Nacht wird damit verringert. Im jahreszeitlichen Verlauf treten in unseren Breiten extreme Temperaturschwankungen innerhalb 24 Stunden auf. Sind sie in der Lage mit einem entsprechendem Teichprofil und einer Heizung diese zu minimieren, ist die Teichgröße nebensächlich.
Temperaturschwankungen sind Stress und damit Krankheitsauslöser für Koi, vermeiden Sie je nach Stoffwechselaktivität Temperaturschwankungen von mehr als 2°C(unter 15°C) und von mehr als 4°C(unter 22°C) je Tag, steuern Sie bei flachen Teichen mit einer Heizung dagegen. Grundsätzlich spricht nichts gegen kleine Teiche, nur sollten bei dieser Empfehlung zwei wichtige Punkte nicht vergessen werden.
1. Die Notwendigkeit einer Heizung um Temperaturschwankungen auszugleichen, und dies bereits im Sommer!
2. Das geringe Sauerstoffvolumen. In der Regel sind Koiteiche reichlich besetzt. Bei Strom/Technikausfall kommt es durch den geringen Sauerstoffpuffer schnell zu Atemnot der Fische(hier besonders nachts, wenn Algen zusätzlich Sauerstoff verbrauchen).
Kommt eine Teichheizung und/oder eine Abdeckung nicht in Frage, sollte eine Teichtiefe von min. 2 Meter gewählt werden, wie oben erwähnt mit kleiner Oberfläche. Ein "Suppenschüsselteichprofil" findet hier keine Anwendung, Teichwände müssen senkrecht verlaufen.
Die Filteranlage sollte in Schwerkraft ausgelegt sein und bietet aus energetischer Sicht einen großen Vorteil gegenüber gepumpten Systemen. Der Filter sollte so platziert sein, dass er das ganze Jahr in Betrieb bleibt. Wenn sie ihren Filter jeden Winter abstellen, benötigen sie in der neuen Saison eine sehr lange Einlaufphase, da sich ein Biofilm nur langsam aufbaut. Biologische Filter werden mit jedem Jahr immer leistungsfähiger und sollten " in Ruhe" gelassen werden. Besonders wichtig ist hier eine effektive mechanische Vorfilterung!
Holen Sie sich eine "Umsatzunabhängige Meinung" bzgl. unterschiedlicher Filtervarianten. Mitunter zählen nur Verkaufsargumente die Sie bitter bereuen könnten!(Ein gutes Bespiel sind hier die Beadfilter, stammen aus der Pooltechnik und werden gerne für Teichanlagen verkauft, hier ist jedoch die organische Last wesentlich höher. In Folge sinkt der Wasserdurchsatz, häufigere Reinigungsintervalle und exorbitanter Stromverbrauch im Vergleich zu Schwerkraftanlagen. Für Indooranlagen noch zu empfehlen, bei Teichen: Finger weg!)
Die Umwälzung der gesamten Wassermenge sollte min. alle 2 Stunden erfolgen.(bei hohem Besatz stdl.)
Bodenabläufe und Skimmer für eine effektive Filterung sind Voraussetzung!
Belüften Sie unbedingt den Teich und nicht nur den biologischen Filter. Bei Pumpenausfall ist so die Sauerstoffversorgung weiter gewährleistet.
Die Gefahr von längerfristigen Stromausfällen wird immer wahrscheinlicher. Eine gute Lösung für die Aufrechterhaltung der Sauerstoffversorgung kann durch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung(USV) für die Belüftungspumpen realisiert werden. Besonders bei Abwesenheit oder in der Nacht bietet eine USV für viele Stunden zusätzliche Sicherheit.
In den meisten Fällen versuchen Koihalter ihr Teichwasser glasklar zu filtern, bedenken Sie hierbei die Gefahr von Sonnenbrand auf unpigmentierter Haut der Koi. Hier fehlt der natürliche UV Schutz durch Wassertrübungen. Auch altert die Haut von Koi schneller und die Gefahr von Hauterkrankungen steigt. Eine Beschattung mitttels Sonnensegeln schafft hier Abhilfe, auch fühlen sich Koi durch solch einen Schutz von oben sicherer.
Koi sind KEINE Kaltwasserfische, planen Sie im Vorfeld gleich die Möglichkeit einer Winterabdeckung ein, Wassertemperaturen von 5°C sollten die unterste Grenze darstellen. Hierbei ist zu erwähnen, dass die besagten 5°C kein Dogma darstellen, entscheidend für eine kalte Überwinterung sind stabile Wassertemperaturen! Was unsere Koi im Winter und Frühjahr umbringt, sind Temperatursprünge von mehreren Grad, geschuldet aus zu kleinen Teichen und falschen Teichprofilen. Hier ist der Einsatz einer Teichheizung Pflicht! Auch macht es einen Unterschied, ob im Herbst und Frühjahr zugeheizt wird und im Winter die Temperatur für einige Wochen auf 5°C fällt oder ob in kalten Regionen von Oktober bis März die Teichtemperatur dauerhaft so niedrig liegt. Hier möchte ich noch einmal auf die phänotypischen Unterschiede bei Koi zurückkommen. Je nach Herkunft, auch innerhalb Japans, reagieren Koi sehr unterschiedlich auf niedrige Wassertemperaturen. U.U. sollte eine Überwinterung bei 8 bis 10°C bis angestrebt werden.
Achten Sie auf stabile Wasserwerte und messen diese wöchentlich.
Hier finden Sie wichtige Hinweise zu geeigneten Wasserwerten: http://www.koi-live.de/ftopic45322.html
Regelmäßige Wasserwechsel sind eine zwingende Notwendigkeit, da sich sonst Schadstoffe wie Schwermetalle, Nitrat, Hormone, Phenole usw. zu hohen Konzentrationen summieren. Da Algen und der Biofilm Verbraucher der Carbonat-ionen sind, besteht besonders im Winter bei wenigen Wasserwechseln, die Gefahr eines Säuresturzes auf Grund verbrauchter Karbonate.
Auch wird die Versorgung mit wichtigen Spurenelementen über die Haut der Fische durch regelmäßige Wasserwechsel gewährleistet. Größere Austauschraten sollten auf mehrere Tage verteilt werden. Koi reagieren empfindlich auf schwankende Werte, tauschen Sie je nach Jahreszeit und Besatzdichte wöchentlich 5-20%.
Achten Sie auf eine koigerechte Ernährung, hierbei sollten Sie nicht unbedingt den Herstelleraussagen vertrauen.
Ein teures Koifutter muss nicht immer hochwertig sein, ein preiswertes Koifutter nicht immer minderwertig! Gewinnspannen von 1000% suggerieren mitunter eine hohe Wertigkeit!
Lassen Sie sich nicht von wohlklingenden Begriffen wie Premium, Exquisit, Qualität-, Professionell usw. blenden. Diese Begriffe sind marken- und kennzeichnungsrechtlich nicht geschützt, können beliebig verwendet werden und haben keine Aussagekraft bezüglich der Produkteigenschaften.
Um die Auswahl im unüberschaubaren Futtermarkt zu erleichtern, wählen Sie grundsätzlich ein Futter mit 35-45% Protein und 8-12% Fett aus. Kleine schnellwachsende Koi benötigen größere Proteinmengen, große, langsam wachsende Koi weniger Protein.
Vermeiden Sie Inhaltsstoffe im Koifutter mit hoher glykämischer Last(Traubenzucker, Zucker, (Glucose), Süßstoffe, große Mengen Weizenmehl, Reismehl, Maismehl). Geeigneter sind hier Soja, Erbse oder Sonnenblume. Folge sind ein ständig erhöhter Insulinspiegel, Einlagerung von überschüssiger Glucose als Fett in Gewebeteilen, sowie Spätfolgen wie Schlaganfall, Nierenversagen und Leberschäden. Plötzliche, oft unerklärliche Todesfälle von Koi ab einem Alter von 12 Jahren sind Folge dessen.
Häufigste Ursache von Organschäden und verfetteter Koi sind ungeeignete Kohlenhydrate, sowie hohe Gehalte derer im Futter. In der Naturnahrung von Karpfen spielen Kohlenhydrate nur eine geringe Bedeutung. Ein Anteil unter 20% im Futtermittel wäre völlig ausreichend, lässt sich produktionstechnisch leider nicht umsetzen. Ein hoher Anteil von Kohlenhydraten in Futtermitteln, besonders wenn es sich um Nebenprodukte handelt, senken die Kosten erheblich.
Als magenlose Fische haben Koi kein Sättigungsgefühl, deshalb betteln sie ständig nach Futter. Naturnahrung für Koi hat einen Wasseranteil von 80%, um ihren Energiebedarf zu decken, müssen die Fische deshalb in der freien Natur ständig fressen. Unser Industriefutter hingegen hat nur 6% Wassergehalt. Aufgefüllt werden die fehlenden Prozente mit Kohlenhydrate. Industriefutter hat einen sehr hohen Energiegehalt, kommt man dem ständigen Betteln nach, ist die Gefahr einer Überfütterung hoch. Futtermengen sind abhängig von Temperatur, Koigröße, Sauerstoffgehalt und Zusammensetzung der jeweligen Futtersorte.
Verwenden Sie ein Futterautomat, füttern Sie bei Temperaturen über 22°C kleinen Koi 8-10, mittleren Koi 6 und großen Koi 4 Mahlzeiten täglich. Fütterungen nur morgens und abends in der warmen Jahreszeit entsprechen nicht der Ernährungsphysiologie der Koi.
Gleichmäßige Futtergaben über den Tag verteilt sind auch für den Biofilter von Vorteil. Hohe Ammoniakausscheidungen und Nitritwerte sind Folge großer Futtermengen in kleinen Rationen. Nitrifikationsbakterien in Biofilter benötigen ein gleichmäßiges Nahrungsangebot.
Lassen Sie den Koi Zeit beim Fressen, Aussagen wie "nur so viel wie in 5 Minuten gefressen wird" stammen aus den Anfängen der pelletierten Futtermitteln. Sie zwingen die Koi nur das Futter gierig aufzunehmen, ängstliche Fische kommen in ihrer Ernährung zu kurz.
Füttern Sie Ihre Koi im Winter bis zu einer Wassertemperatur von 12°C täglich, darunter 3 bis 4 mal in der Woche.
Unter 5°C sollte die Fütterung eingestellt werden(Das setzt voraus, dass Koi im Sommer gut konditioniert wurden und über Energiereserven verfügen. Es müssen Ruhezonen für die Koi vorhanden sein, wenn sie bei 5°C zu ständigem Schwimmen gezwungen werden, verbrauchen sie Energie).
Bei der Besatzdichte rechnen Sie mit 1000L je kilo Koi bis 70cm. (Ein Koi von 30cm wiegt ca. 350g, ein Koi von 45cm 1300g, ein Koi von 60cm 3000g.) Bei Koi über 70cm rechnen Sie auf Grund der Volumenzunahme und des geringeren Stoffwechsel mit 500L je kilo Koi.(Ein Koi von 80cm wiegt 10kg.) Dies dient nur der groben Orientierung für Ihre Teich-und Filterplanung, entscheidend ist immer die Filterleistung sowie die Sauerstoffversorgung. Sicher lässt sich der Besatz mit einem perfektem Teichmanagement um ein vielfaches erhöhen, auf Grund des geringen O2 Puffer droht jedoch bei Strom-oder Technikausfall schnell der Kollaps.
Planen Sie beim Teichbau ein beheizbares Quarantänebecken mit ein, neue Koi kommen nicht sofort in den Teich, eine 3 wöchige Quarantäne ist nochmals nötig, auch wenn der Händler diese bereits durchgeführt hat. Das Zusammenbringen von alten und neuen Koi wird in einer Quarantäne durchgeführt. Beim Zusammensetzen ohne Quarantäne besteht immer die Gefahr einer Kreuzverkeimung, sowohl beim Altbestand wie auch beim Neuzugang. (dazu können Sie mich gerne kontaktieren).
Auch einen kranken Koi wird es mal geben, mitunter kann der Fisch nach langer Behandlungsdauer temperaturbedingt nicht mehr in den Teich zurück.
Setzen Sie Ihre neuen Koi nicht zu zeitig in den Teich, dauerhafte Teichtemperaturen von min. 16°C sind Voraussetzung. Ein Kälteeinbruch hat bei warm gehälterten Koi fatale Folgen, eine schnelle Temperaturabsenkung von 20°C auf 10°C bedarf einer Anpassung von 20 Tagen.
Möchten Sie neue Koi im kalten Teich überwintern, bitte keine Zukäufe mehr nach August, die verlockenden Herbstrabatte vieler Händler gehen oft nach hinten los. Ausgenommen sind hier beheizte Teiche und Innenhälterungen.
Lernen Sie den Umgang mit einem Mikroskop, eine erfolgreiche Behandlung setzt die Kenntnis des Parasiten voraus, vermeiden Sie prophylaktische Medikamentengaben.
Die Notwendigkeit dieser Ratschläge zeigt sich jedes Jahr von Neuem.
Hunderte Hilferufe in allen Teichforen in der Rubrik "Krankheiten" im Herbst und Frühjahr sind Hinweis genug, das Teichanlagen und Teichmanagement unzureichend sind.
Auch fragt man sich, wo schwimmen die vielen hunderttausend Koi die Jahr für Jahr nach Deutschland gelangen?
Bei einer recht hohen Lebenserwartung von Koi sollten alle Teiche doch längst überfüllt sein!
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